Frage:
Sprachliche Unsitte oder schlechte Biologielehrer? Ist die Evolution intelligent?
anonymous
2007-07-27 09:18:46 UTC
Es gibt doch eigentlich nur zwei Evolutionstheorien. Einmal die nach Darwin und einmal die der Bibel.
Wenn man von Darwin ausgeht, ist es doch so, dass eine Mutation, die einen günstigen Einfluss auf das Leben in einer bestimmten Umgebung hat, zum Überlebensvorteil führt.
Wie kann es also sein, dass so viele Menschen es genau anders herum formulieren?
Sie sagen dann:
Der Fisch hat die Flossen entwickelt, um besser schwimmen zu können.
War es nicht viel mehr so, dass die Fische, die keine Flossen hatten ausgestorben sind und die anderen überlebten?

Also die Frage lautet: Warum verdrehen die meisten Menschen die Evolutionstheorie? Liegt es an den Biologielehrern oder gibt es einen anderen Grund?
Zehn antworten:
Tifi
2007-07-27 09:34:16 UTC
Es soll auch Fische mit ganz wenig Flossen geben (Aal).

Die Evolutionstheorie nach Darwin ist selbst in der Wissenschaft nicht unumstritten. Oft wird behauptet, die physisch Starken überleben auf Dauer - das ist ein Trugschluss.

Es verhält sich eher so, das anpassungsfähige, intelligente Lebensformen sich durchsetzen konnten.



Darwins Theorie ist ein gutes Beispiel, wie sich die Schöpfung entwickelt hat - der Weisheit letzter Schluss wird sie nicht sein; jedoch stellt sie eine Grundlage dar.



Es gibt mehr als 2 Theorien. Die Grundlage einer Theorie ist u.a. , das sie keinen Anspruch auf Vollkommenheit stellt (Sie sind Denkmodelle)- das eine schließt das andere nicht zwangsläufig aus.



Nachtrag:

Die Evolution kann selber nichts schaffen, sondern stellt einen Sammelbegriff dar, um uns etwas zu erklären.

Energie, Materie, DNA , Aminosäuren....

So wirklich weiß das keiner ganz genau - die Wissenschaft gewinnt von Tag zu Tag mehr an Erkenntnis. Die Evolution ist, wie viele alltägliche und begreifbare Sachen auch, dem ständigen Wandel unterworfen. Interessant erscheint in dieser Hinsicht die Chaostheorie...
perdü
2007-07-27 09:48:08 UTC
Gratuliere, der Biologielehrer ist von der Argumentation der Kreationisten beeinflußt. Damit gehört er zur wachsenden Zahl der 1,3 Millionen Deutschen, die Wissenschatsskepsis durch Dumm-Gläubigkeit ersetzen.



Dein Subtext zeigt aber, daß du deinen Kopf zum Denken benutzen kannst. Es ist also doch noch nicht aller Tage Abend.



Um auf deine letzte Frage einzugehen. Es ist den meisten Menschen schlichtweg unmöglich zu glauben, daß sie Produkt vieler Zufälle sind. Der Glaube(!) es gäbe ein evolutionäres Ziel und damit einen übergeordneten Sinn im Ganzen, läßt sie nicht an ihrer eigenen Unbedeutenheit verzweifeln.
lola64
2007-07-27 09:36:52 UTC
es gibt auch noch die theorie von lamarck.

diese besagt, dass jedes tier bei häufigem gebrach organe selbst ausbildet oder weiter entwickelt.

wahrscheinlicher ist aber die darwinsche theorie:

die tiere, die der umwelt am besten angepasst sind, können länger überleben.
Heike
2007-07-29 10:31:49 UTC
Abgesehen von den Kreationisten, die Elljosch erwähnt hat, die das sogenannte 'Intelligent Design' propagieren können sich viele Leute einfach nicht richtig vorstellen was Evolution eigentlich bedeutet. Das eine nicht-zielgerichtete Entwicklung aus zufälligen Mutationen zu dieser Artenvielfalt geführt hat ist ja auch wirklich komplex. Für Viele ist es deswegen einfacher den Spieß umzudrehen und und die Flossen des Fisches als (bewusste) Anpassung als als glücklichen, das Überleben ermöglichenden Zufall zu sehen.

Ein Biologielehrer sollte das allerdings besser wissen. Ich glaube auch, dass die meisten Lehrer zumindest versuchen das richtig zu vermitteln, das aber in den meisten Fällen nach ein paar Jahren alles wieder vergessen ist. Falls im Unterricht überhaupt zugehört wurde.
anonymous
2007-07-27 10:39:06 UTC
Ich vermute weniger (schlechte oder nicht) Biologielehrer als eine sprachliche Unsitte. Der Mensch neigt anscheinend dazu, die Natur zu personifizieren. Eine "blinde", also ziellose Evolution tut ihm in der Seele weh. Denn das würde doch bedeuten, dass seine eigene Existenz nur der pure Zufall ist (was sie ja auch ist). Damit wäre er aber dann natürlich nicht die Krone der Schöpfung respektive der Evolution. Und damit haben viele ein nicht ganz zu vernachlässigendes Problem.



Es ist irgendwie, dass man die Vertreibung aus dem Paradies, Gottes heißgebobbelte Schöpfung zu sein, damit kompensieren will, dass man den alten Graubart schlicht durch das Wort Evolution ersetzt, und dieser dann einen Willen und zielgerichtetes Handeln unterstellt. Damit kann man sich dann zumindest teilweise wieder auf den Thron einer besonderen Position in der Natur setzen.



Hinzu kommt natürlich eine geballte Ladung an Unwissen über die Evolutionstheorie (sowohl die historische von Darwin als auch über die neueren) und deren zugrunde liegenden Prinzipien und Mechanismen. Denn nur so kann man die irrige Meinung ja aufrecht erhalten. Wenn dann in verschiedenen populärwissenschaftlichen Artikeln, im Bio-Unterricht oder sonstwo eine ungenaue Sprache verwendet wird, um einen komplizierten Sachverhalt vermeintlich verständlicher unter das Volk zu bringen...



Zumindest meine Erfahrung in vielen Diskussionen.
Stephanf hypnocat
2007-07-27 09:57:14 UTC
Die Evolution selbst ist nicht intelligent .

Intelligent sind die Lösungen , die innerhalb der Evolution entstehen .

Das Kammerauge ist mehrfach innerhalb der Evolution "er"funden worden , ist also eine intelligente , arterhaltende Lösung .

Verständlich dann auch der Sprachgebrauch der intelligenten Menschen , die angesichts der erlebten Intelligenz in der Vielfältigkeit der Lebensäußerungen ihre eigene , persönliche Unzulänglichkeit erkennen , und die sie umgebende Natur als mit eigenem Willen und Wissen erfüllt wahrnehmen .
flonaldo
2007-07-30 13:20:02 UTC
Naja, manche "verdrehende" Sprachwendungen dienen einfach der besseren Vertändlichkeit und knapperen Ausdruck, finde man sollte das nicht alles zu penibel sehen.

Wenn ich sage: "Die Pflanze denkt, es wird Herbst, wenn ich sie in den Keller stelle, wo es kälter ist und weniger Licht ist", versteht jeder was gemeint ist und keiner kommt auf die Idee, ich wolle behaupten, Pflanzen haben ein Bewußtsein ect. Der biologisch korrekte Feststellung: "Die Verkürzung der Lichtintervalle führt bei der Pflanze zu einer verminderten Produktion von Wachstumsenzymen, was wiederum zur Folge hat, daß usw. usf". ist einfach nicht alltagstauglich und macht die Sache unnötig kompliziert.

Genauso, finde ich, sollte man sagen dürfen: "Die Giraffe hat einen langen Hals entwickelt, um an die hohen Blätter ranzukommen", halt nur solange klar ist, daß es sich hierbei um eine metaphorische Sprechweise handelt, die man nicht sich verselbstständigen lassen darf, und das ganze nicht in irgendwelchen haaresträubenden Schwachfug wie diese Intelligent Design-Theorie mündet.
Thorge
2007-07-30 00:58:47 UTC
Beides!

Die benutzte Formulierung passt genau auf die Evolutionstheorie von Lamarck.

Demnach passiert genau das: Fische entwickeln Flossen durch "Übung". D.h. durch lebenlanges Schwimmen werden die Flossen immer 'besser'. Diese Form wird dann an die Kinder weitergegeben.

Diese Theorie solltest Du aber eigentlich im Unterricht gehört haben. Falls nicht, lies sie mal nach.

(Lehrer sollen Dir zwar was beibringen, im Endeffekt lernt man das meiste aber durch eigenes Nachforschen... Also nicht nur schlechte Lehrer sondern auch uninteressierte Schüler.)
nimrod
2007-07-27 13:33:37 UTC
Da soll sich noch einer über das stetig fallende Niveau bei YC beschweren! - Das hier ist doch eine Paradebeispiel dafür, wie man die ewig wiederkehrende Frage 'Was war zuerst da, die Henne oder das Ei?' auf akademische Höhen hochhieven kann. lol.-
lohse3
2007-07-27 10:03:07 UTC
Evolution ist nicht Zielgerichtet da hast du recht. Die Mutation ermöglicht nur zufällig einen Vorteil der dafür sorgt das sich die Mutierten Tiere durchsetzten. Ich denke einfach für viele Menschen ist das zu abstrakt und schwer zu verstehen und sie sagen es deshalb falsch. Wir Menschen tuen ja selten was ohne einen Zweck und daher ist es schwer zu begreifen das die Evolution eher zufällig passiert.

Meine Biolehrer zumindest haben uns immer korregiert wenn wir es so gesagt haben.


Dieser Inhalt wurde ursprünglich auf Y! Answers veröffentlicht, einer Q&A-Website, die 2021 eingestellt wurde.
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